Die Kivelinge und somit der Kivelingsverein haben ihre Wurzeln in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Geschichte der „kleinen Krieger der Stadt“ fußt dabei auf einer wahren Begebenheit.
Lingen war auf Grund etlicher passierender Handelswege – sowohl über Land als auch Wasser durch die Anbindung an die Ems – mit reichlich Wohlstand gesegnet. Dies führte dazu, dass Lingen einer der wenigen Städte im näheren Umkreis war, die das Recht zur Ausführung von Märkten genoss. Als Ergebnis des regen Handels, stiegen nicht nur Steuer- sondern ebenfalls die Zolleinnahmen der Stadt.
Doch diese Zeit war nicht nur von florierendem Handel gekennzeichnet, sondern ebenfalls von dutzenden Gefechten sowie fortlaufenden Schlachten zwischen den Heeren des Bischofs von Münster und des Grafen von Tecklenburg geprägt. Da die überwiegend ältere männliche Bevölkerung Lingens an der Front kämpfte, hatte dies starken negativen Einfluss auf die Bevölkerungszahl unserer Heimatstadt.
Besonders im Zeitalter des Mittelalters wurden wohlhabende Städte und deren Bürger regelmäßig von Plünderern, Räubern sowie selbstherrlichen Despoten heimgesucht, die unsere Heimatstadt als willkommene Beute ansahen. Dies war auch im Jahr 1372 der Fall, als Lingen von einer räuberischen und plündernden Horde überfallen wurde. Die Erfolgsaussichten der Angreifer waren sehr vielversprechend, da diese Plünderung zu einer Zeit geschah, als viele der heimischen Soldaten außerhalb der Stadtgrenzen in Gefechte verwickelt waren. Die Festung Lingen stand den Räubern schutzlos gegenüber, sodass zur Verteidigung der Stadt und deren Bevölkerung als letztes Aufgebot die jungen, unverheirateten Bürgersöhne auf die Wälle der Festung gerufen wurden, um die Räuber in die Flucht zu schlagen. Insgesamt drei Tage und drei Nächte boten die jungen Krieger der Stadt dem angreifenden Antagonisten Paroli und trotzten der Belagerung. Nach diesen von Kämpfen gekennzeichneten Tagen kehrte das heimische Heer zurück und schlug gemeinsam mit den Verteidigern die Angreifer in die Flucht.
Eine genaue Erfassung der Daten sowie der Rekonstruktion dieser historischen Vorgänge ist heute leider nicht mehr möglich, da eine Vielzahl belegender Urkunden und sonstiger schriftlicher Dokumente dem großen Stadtbrand im Jahre 1548 zum Opfer fielen. Viele Informationen konnten durch mündliche Überlieferungen wieder zusammengesetzt werden. Ein erster schriftlicher Beweis für die Existenz von „Borgerkynder“, „junge Schutthen“ oder „Vrygesellen“, wie die Kivelinge auch genannt wurden, finden sich in den Stadtrechnungen der Jahre 1557 / 1558. Ein Posten gibt hier eine Zuwendung der Stadt an die Kivelinge an:
„Die jungen Schützen oder Bürgerkinder beehrt mit 1/2 Tonne Bier, facit 1 Mark“.